- Niemals gelebt
ich pfeife leis' ein Schlaflied hier an deinem jungen Grabstein
Dein Name ward gemeißelt mir vor Monden in mein Herz
Gemeißelt ist er nun in Stein und ich bin ohne Schmerz
Du würdest heut' noch leben, hättest du nur für mich niemals gelebt ...
Ich brauche keine Tränen, um dein Blut von mir zu waschen
Ich brauche keine Buße, keinen Trost nach diesem Mord
Und wenn du deinem Grab entsteigst, bin ich schon lange fort
- Tage, die welkten
Wir wachten eines Morgens auf, im Bett das Herbstlaub, rau und kalt
An glasberaubte Fensterbögen hatte Efeu sich gekrallt
Zerbroch'nes Glas, verschlaf'ner Blick, das immer so zerzauste Haar
Ich sah dich an und fragte mich, weshalb es nicht wie früher war
Der Weg zum bade harsch und trist, das Wasser eisig und verstaubt
Den matten Spiegeln hatte irgendwer das Lächeln längst geraubt
Ich schleppte mich hinab zum Fluß, sah taub zwölf Monde weit zurück
- Wenn ihr die Sterne seht
Wenn tiefe Wolken geh'n in diesen langen, kalten Winternächtem
Soll der Schnee, des Winters Seide, Wälder, Wiesen, Hügel zieren
Und wenn ihr die Sterne seht, der Himmel klar auf Seidenwelten
Wird der ärgste Frost euch beißen und zu Eis die Seide frieren
Offen zu den schwarzen Himmeln werden weiße Felder liegen
Weiß und glatt, polierten Knochen gleich, soll'n kahle Bäume sterben
Säulen wie Aquamarin und blasser Morganit erstarren
- Atme
Endlich hat es aufgehört, zu regnen
Und nur das junge Laub verliert noch manche Träne
Über uns
Ein Parfüm von feuchter Erde
Das letzte Tageslicht
Die Hände feucht und kalt
Vom Pflücken zarter Blumen
Die schwer und so gebeugt von zu viel Nass
- Der Durst in meinen Augen
Oh, tiefe Nacht... wir, sechs dunkle Fürsten, die wir waren
Im Prunkgemach von schwerem Samt und blutig roten Farben
Das Licht der schweren Kandelaber brach sich zart in schwerem Wein
Benetze unsre Augen, die so hungrig mit dem Purpurschein
"Oh, schönes Kind... höre nur, der Tod ruft deinen Namen"
Der Mond sah bleich auf sie hinab, sie stand am eigenen Grabe
"Die Finsternis, sie ruft nach dir, wirst Du ihr wiederstehen?"
- Der erste Frost
Dem Winter zu zieht leis' das Jahr
Wo alles sanft in Schlaf entgleitet
Die Pfade des Sommers fehlgeleitet
In einem Taum, dem Tod so nah
Nimm meine Hand und dein wird sein, was ich dir zeigen werde
Ein Grab, gefror'n erstmals dies Jahr, unter der kalten Erde
Der erste Frost betäubt den Schmerz, verführt das Herz
- Der Regen
Es wogt in grauen Fluten
Der aufgewühlte Fluß durchs Land
Spiegelt nichts als das Chaos eines Himmels
Der in dunklen Stumrwolken verschwand
Nebelfetzen bergen Fratzen
Deren Grinsen voller Hohn
Kaum erkennbar speit der junge Abendhimmel
Aus den trüben Eitermond
- Der Sand Des Spaten Winters
Meine Spur im kalten, grauen Sand
Ein tristes, graues Meer
Ein trister, grauer Strand
Wellen wie geschmolzenes Eis und Gischt wie junger Schnee
Und irgendwo ein Traum...
Und irgendwo in mir ein Stern vom Vorjahr, der verbrennt
Und irgendwo blasse Gestirne am noch jungen, grauen Firmament
- Die Hunde des Krieges
Wer füttert die Hunde des Krieges
Die gefangen im Tempel des Friedens
Auf dass nicht ihr qualvoller Tod in den Mauern
Wie Mord in den Hallen der Liebe erscheint
So füttert die Hunde des Krieges
Und droht eurem heiligen Frieden
Und hofft, daß sie niemals die Ketten zerbeißen
- Dinner auf Uranos
Es ist kalt geworden, viel zu kalt
Wir sind alt geworden, viel zu alt
Und die Sonne nur ein fern Gestirn ... so fern
Es ist still geworden, karg und leer
Alle Monde ziehen schwarz und schwer
Und das einzige, was uns noch wärmt ... ein Stern
- Eine Teichoskopie
Unter nachtblauer Himmelskuppel
Auf höchstem Gipfel
Liegen Täler mir zu Füßen
Liegen bar vor meinen Augen
Und was euch verborgen bleibt, offenbart sich meinem wachen Blick
Auf meiner sturmgepeitschten Warte
Höret nun meine Worte...
- Eins Mit Der Essenz Der Nacht
Es war einmal eine Sch�nheit, die hie� Nacht
Und hatte drei T�chter, deren eine Dunkelheit hie�...
Und sanft senkte sie sich �ber Seelenlanfschaften
Und barg weite Fluren in ihrem Gewand
Und tauchte in Schwarz all die Berge und W�lder
Und mich, der ich mich ihr anvertraut fand
Es war einmal eine Sch�nheit, die hie� Nacht
- Fick die Muse
Wo faule Samen übler Dichter Hippokrenes Quell besudeln
Wachsen nur noch Dornenbäume, plärren nur noch Totgeburten
Was ihr schafft ist leer und sinnlos; totgebor'nes, kaltes Fleisch
Versperrt den Weg zum Schattenreich, verstopft die letzten Lethefurten
Im seichten Strom die Totgeburt
Treibt träge durch das trübe Naß
Am Grunde der ertrunk'nen Furt
- Kerkerwelten - Teil I
Schmerz ist vielleicht eine Gabe
Und Schwarz ist vielleicht eine Farbe
Und warten auf Zeichen mag reichen für den, dem am Leben nichts liegt
Was glaubtest du, würde ich tun
In Kerkern verharrend auf Sanduhren starrend
Nur ausruh'n, so tun, als sei irgendwie gar nichts gescheh'n
Wirklisch schade, mein Herz
Dass ich das alles ganz anders seh'
- Kerkerwelten - Teil II
Angst ist ein neuer Gefährte
Und Zweifel befällt alle Werte
Und Sehnsüchte kauern an Mauern, hinter denen Nebel nur liegt
Ein ferner Stern ermahnt mich zu glauben
Die Mauern zu schleifen, durch Nebel zu streifen
Zu atmen auch wenn heißes Salz jeden Atemzug quält
Sonst nimmt Schaden das Herz
Das nichts als nur Schatten sieht
- Leere
Dort hinter den Gleisen
Fließt der Fluss
Und er trinkt aus den weinenden Himmeln
Die seinen Lauf speisen
Die Nacht weckt Erinnerung und mir ist zu kalt
Allein auf den Straßen und unter mit ertrinkt der Asphalt
So viel schon
- Mehr Hass
Das Glas beschlägt, die Zeit verschwimmt
Als man bedauert, was verrinnt
Weil man hier früher froher saß
Mehr Hass
Der Tropfen perlt, der Spaß ertrinkt
Die Sonne starrt vor Schmutz und sinkt
Die Wirtin bringt ein weit'res Glas
Mehr Hass
- Niemals gelebt
ich pfeife leis' ein Schlaflied hier an deinem jungen Grabstein
Dein Name ward gemeißelt mir vor Monden in mein Herz
Gemeißelt ist er nun in Stein und ich bin ohne Schmerz
Du würdest heut' noch leben, hättest du nur für mich niemals gelebt ...
Ich brauche keine Tränen, um dein Blut von mir zu waschen
Ich brauche keine Buße, keinen Trost nach diesem Mord
Und wenn du deinem Grab entsteigst, bin ich schon lange fort
- Solange euer Fleisch noch warm ist
In die Umarmung der Nacht; der Kuß der schwarzen Muse
Die Nacht zerreißt mit zarten Händen mir die Brust
Hält mir mein warmes Herz vor Augen, heißes Blut auf meinen Lippen
Die Augen geöffnet, die Fesseln gesprengt, geheilt
Lethe, wasch die Wunden rein
Folgend dem purpurnen Rinnsal, der den Weg mir gezeigt
Euer Blut soll mein sein...
- Teil 2
Wie Regen, der nicht fällt,
Wie Wolken, die Hügel umgarnen,
Alles verschlingen,
Was sie feucht und kalt umarmen,
Wie Dunst, der von den Hügeln fließt,
Des Landes klammer Mondscheinatem,
Wie Tau, der sich noch nicht gelegt,
Ströhmt der Nebel von den Höhen in das Tal
- Teil I
Ende
[Voice-samples]
Früher haben wir so oft dort hinten gestanden
Bei dem alten Bunker
Unter dem riesigen Nussbaum
- Tiefrote Rufe
Hörst du die Wölfe heulen?
Glaubst du, sie rufen dich?
Draußen im Jagdschloss schlagen klagend alle Hunde an ...
Siehst du den Mond erblinden?
Glaubst du, er meidet mich?
In dieser Nacht, in der so vieles noch passieren kann ...
Die blütenschwang'ren Nächten liegen hinter uns, nicht allzu weit
- Vorbei
Wo im Wald an starken Bäumen Schaukeln schwangen, Kinder lachten
Baumeln Zeugen der Verzweiflung, rauhe Stricke, kalte Leichen
Wo ich manches mal im Park das Leben liebte, trieben träge
Die Kadaver toter Enten auf den stinkend seichten Teichen
Wo sind die Schätze, die wir fanden?
Wo sind die Stunden, die verschwanden?
- Wenn ihr die Sterne seht
Wenn tiefe Wolken geh'n in diesen langen, kalten Winternächtem
Soll der Schnee, des Winters Seide, Wälder, Wiesen, Hügel zieren
Und wenn ihr die Sterne seht, der Himmel klar auf Seidenwelten
Wird der ärgste Frost euch beißen und zu Eis die Seide frieren
Offen zu den schwarzen Himmeln werden weiße Felder liegen
Weiß und glatt, polierten Knochen gleich, soll'n kahle Bäume sterben
Säulen wie Aquamarin und blasser Morganit erstarren